Ich weiß, wie’s dir geht. – Michelle Boschet

Ich weiß, wie’s dir geht. – Michelle Boschet

Ich weiß, wie’s dir geht. – Michelle Boschet 150 150 Selbsthilfe-Akademie Schleswig-Holstein

„Ich weiß, wie‘s dir geht.“
Ohne diesen Satz
wär ich heute wohl nicht mehr da.
Ein Satz,
der erst mal nichts unbedingt besser,
aber vieles so viel erträglicher macht.
„Ich weiß, wie‘s dir geht.“,
heilt dich nicht,
aber zeigt, du bist mit dem,
was du fühlst und denkst und bist
voll okay und gar nicht komisch.
Und das gibt dir die Kraft,
für alles danach.

Und deswegen
lass mich dir Folgendes
erzählen:

„Ich weiß, wie‘s dir geht.
Ich hab das auch schon erlebt,
hab das auch schon gefühlt
und gedacht, das geht
nie wieder vorbei.
Nicht mal vielleicht.
Nicht mal mit viel Zeit.
Ich war sicher, ich kann
nichts anderes, außer weinen,
und Glücklichsein
wurd für immer
ausgetauscht mit Leiden.
Und während alle sagten,
meine Wunden werden heilen,
war ich sicher: Sie bleiben.“

Aber dann sagte jemand:

„Ich weiß, wie‘s dir geht.
Ich hab das auch schon erlebt,
hab das auch schon gefühlt,
hab auch versucht
den Kummer
mit Vodka
wegzuspülen.
Dachte: Sorgen ertränken?
Funktioniert doch sicher,
und wenn ein Glas nicht mehr hilft,
dann sag ich dem Barkeeper,
dass ich noch ‘ne Runde will.
Kipp die Gefühle ins Glas,
und hoff, sie sind dann still,
und sind sie morgen noch da,
sitz ich halt wieder an der Bar.“

Aber dann kam jemand zu mir
und hat gesagt:

„Ich weiß, wie‘s dir geht.
Ich hab das auch schon erlebt,
hab das auch schon gefühlt.
Hab auch gesagt: Essen?
Mach ich gern, aber mach ich nicht mehr,
denn wer schön sein will,
der kann Hunger kontrollier‘n.
Ich hab‘s ja im Griff,
will nur 2-3 Kilo verlier‘n,
damit ich liebenswert bin,
denn SO wird mich doch nie jemand lieben.
Hab zwar schon 2-3 Kilo verloren,
aber ein bisschen geht ja noch.
Will nur noch 2-3 Kilo verlier‘n,
damit ich endlich genug bin,
denn SO findet jeder jemand Besseren
als mich.
Hab zwar schon wieder 2-3 Kilo verloren,
und das sieht man angeblich auch,
dünne sähe ich ja aus,
hat mir jemand gesagt
– fällt mir gar nicht auf.
Also noch 2-3 Kilo,
dann hör ich auch auf
mir einzureden, dass
ich endlich hübsch bin,
also noch 2-3 Kilo,
dann reicht’s auch – versprochen.“

Aber dann kam jemand zu mir
und hat gesagt:

„Ich weiß, wie‘s dir geht.
Ich hab das auch schon erlebt,
hab das auch schon gefühlt.
Ich weiß, wie das ist,
wenn jemand Grenzen übergeht,
und ein „Nein“ nicht zählt,
jemand einen zum „Ja“ überredet,
oder sich alles einfach nimmt,
und wie sich das anfühlt,
wenn alle Liebe danach
einfach nicht mehr ankommt,
wenn jeder Körperkontakt
mit Liebe zur Qual wird,
wie es ist, sich zu fragen:
Bin ich selber Schuld gewesen?
Und zu denken: Wie soll ich leben,
mit den Alpträum‘, der Angst zu vertrauen
und der Panik, wieder zu lieben?“

Aber dann hat jemand zu mir gesagt:

„Ich weiß, wie‘s dir geht.
Ich hab das auch schon erlebt,
hab das auch schon gefühlt,
hab das Leben als Gegner
gesehen und gespielt
und gedacht, ich verlier.
Wollte das Game Over
aber selbst kontrollieren,
mir war das alles zu schwer.
Aber alle sagten: Das wird!
Sie meinten damit besser,
und ich dachte, ich sterb.“

Deswegen:

Ich bin da auch schon gewesen.
Stand am Abgrund
mit einem Fuß über den Klippen
meiner Seele,
dachte „Aufgeben“,
das ist wahre Stärke.
Warum aushalten,
wenn keiner mir versprechen kann,
dass alles besser wird irgendwann,
und irgendwann
dauert zu lang.
Das kann ich doch nicht ertragen.

Also sag ich dir:

„Ich weiß, wie‘s dir geht.“
Ich hab das auch schon erlebt,
hab das auch schon gefühlt,
und ich versprech dir, es geht
wieder vorbei.
Was jetzt gerade schwer ist,
das wird wieder leicht.
Ich kann da nichts machen,
das kann nur die Zeit,
aber ich dachte auch,
ich geh, wenn der Schmerz bleibt.

Aber dann war da jemand,
der sagte:

„Ich weiß, wie‘s dir geht.
Ich hab das auch schon erlebt,
hab das auch schon gefühlt ,
und ich versprech dir, es geht
wieder vorbei.
Ich kann da nichts machen,
das kann nur die Zeit,
aber ich dachte auch,
ich geh, wenn der Schmerz bleibt.“

Und ich bin nicht ganz geheilt,
aber es reicht mir zu wissen,
ich bin nicht allein,
nicht mal nur zu zweit,
und zusammen sind die schweren Tage
fast sogar leicht.
Denn Menschen, den‘s so ging wie mir,
die haben‘s auch geschafft.
Und haben mir immer in den richtigen
Momenten gesagt:

„Ich weiß, wie‘s dir geht.
Du willst aufgeben? Versteh ich.
Aber da wo du bist, da waren wir auch,
da sind wir nicht mehr und du irgendwann auch,
also halt noch etwas aus,
du kannst das, schau!
Wir alle dachten, das geht nie mehr vorbei.

Und dank den andren weiß ich jetzt:
Der Schmerz wird gehen, aber ich bleib.“

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